2022 – Hannes Wader (Bielefeld)

2022 – Hannes Wader (Bielefeld)

Rottendorf-Preis 2022 für Hannes Wader

Am 26. Oktober 2022 wurde in einer Feierstunde im Saal des Kulturguts Haus Nottbeck auf Vorschlag des Westfälischen Heimatbundesbundes der Rottendorf-Preis für niederdeutsche Sprache an

Hannes Wader

verliehen. Der Rottendorf-Ausschuss im Westfälischen Heimatbund wie auch die Rottendorf-Stiftung würdigen mit dem Preis „den mutigen, kompromisslosen und vorurteilsfreien Umgang mit der niederdeutschen Sprache“ im Werk des Liedermachers.

Mit seiner LP „Plattdeutsche Lieder“ (1974) habe Hannes Wader entscheidend dazu beigetragen, das Niederdeutsche aus dem angestammten „Heimat-Milieu“ zu befreien und es in neuen Kreisen gesellschaftsfähig zu machen. Auch in seiner Autobiografie „Trotz alledem. Mein Leben“ (2019) setze Wader dem Plattdeutschen, der Umgangssprache seines Elternhauses, ein persönliches Denkmal.

Hannes Wader wurde 1942 in Bethel bei Bielefeld in einfachsten Verhältnissen geboren. Seine Auftritte auf der Burg Waldeck machten ihn in den 1960er-Jahren einem größeren Publikum bekannt. Er gehörte gemeinsam mit Reinhard Mey, Franz Josef Degenhardt und Hanns Dieter Hüsch zu den prominentesten Mitgliedern einer neuen deutschen Liedermacherszene.

Neben seinen gesellschaftskritischen und dennoch lyrischen und poetischen Liedern widmete sich Wader in den 1970er-Jahren dem damals verpönten Volkslied. Nach 50 Jahren beendete er 2017 sein Tournee-Leben. 2013 wurde er mit dem ECHO-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet, es umfasst 37 Studio- und Live-Alben. 2019 erschien seine Autobiografie „Trotz alledem. Mein Leben“.

In seiner Begrüßungsansprache führte der Vorstandsvorsitzende des Rottendorf-Stiftung aus: „Andreas Rottendorf war wie Sie, lieber Herr Wader, im (Ost-) Westfälischen beheimatet. Er konnte – ähnlich Ihnen – treffsicher, pointenreich und humorvoll „in Platt“ das Herz seiner westfälischen Landsleute erreichen. Insoweit gibt es zahlreiche Überschneidungen auch mit Ihrem jahrzehntelangen Wirken als Sänger und Autor. Ihr Lebenswerk verdient höchste Anerkennung und nach unserer Überzeugung zu Recht die Auszeichnung mit dem Rottendorf-Preis.“

In ihrem Grußwort wies die Geschäftsführerin des Westfälischen Heimatbundes Frau Dr. Eilers auf die Bedeutung der Mundart als Sprache der Heimat für die Menschen hin. Regionale Dialekte würden immer weniger gesprochen und seien in ihrer Existenz gefährdet. Es sei eine wichtige Aufgabe der Heimatvereine, die niederdeutsche Mundart zu pflegen.

 

Die Laudatio wurde in Form eines ausgewöhnlichen und bemerkenswerten Dialogs von Prof. Dr. Walter Gödden, dem wissenschaftlichen Leiter von Kulturguts Haus Nottbeck, und dem Vorsitzenden des Rottendorf-Ausschusses Georg Bühren gehalten. Hierin zeichneten die beiden den Werdegang des Preisträgers, seine Liebe zum Plattdeutschen und seine Auftritte als Liedermacher nach und kamen zu dem Gesamturteil: „Hannes Wader hat das Niederdeutsche nachdrücklich gefördert“.

Nach der Verleihung des Preises durch den Vorsitzenden des Kuratoriums der Rottendorf-Stiftung Pater Johann Spermann SJ und den Vorstandsvorsitzenden bedankte sich der Preisträger anschließend auf seine unnachahmliche Weise, griff zur Gitarre und bot mit einer eigenen Vertonung des Gedichts von Annette von Droste-Hülshoff das Lied „Et wassen twee Künigeskinner“ dar.

Die Feierstunde wurde musikalisch hervorragend begleitet von der Gruppe „Delta Boys“.

Allen Mitwirkenden, vor allem aber dem Preisträger wurde durch einen langanhaltenden Beifall der zahlreich anwesenden Gäste für die Darbietungen gedankt. Das Schlusswort sprach Frau Dr. Klewitz-Haas, die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Rottendorf-Stiftung.

2020 – Dr. Werner Beckmann (Bochum-Riemke)

2020 – Dr. Werner Beckmann (Bochum-Riemke)

2020 - Dr. Werner Beckmann (Bochum-Riemke)

Dr. Werner Beckmann ist nach Dr. Siegfried Kessemeier (1969) und Peter Bürger (2016) der dritte Sauerländer, der den Rottendorf-Preis erhält. In seiner Laudatio skizzierte und würdigte Elmar Reuter, Vorsitzender des Sauerländer Heimatbundes, das Leben und Wirken des Rottendorf-Preisträgers 2020.

Geboren wurde Beckmann allerdings 1951 in Bochum-Riemke. Mit seiner Mutter, die ihn und seine Schwester allein erziehen musste, weil sie früh ihren Vater verloren hatten, konnte er Platt sprechen, und so entwickelte sich in seiner Jugend eine Vorliebe für diese Sprache. 1971 wurde er Mitglied der Gesellschaft für Niederdeutsche Sprachforschung. Beckmann verließ das Abendgymnasium 1981 mit dem Abitur und studierte Indogermanistik, Latein, Theologie und Altgermanistik an der Universität Bochum. Dem Magister Artium im Jahr 1989 folgte 1997 die Promotion.

Inzwischen hat ihn die niederdeutsche Sprache nicht mehr losgelassen. Sein Engagement in verschiedenen niederdeutschen Projekten führte unseren Preisträger im Sommer 1999 nach Olpe im Sauerland. Dort engagiert er sich von Berufs wegen und in Zusammenarbeit mit vielen ehrenamtlichen Organisationen für das Projekt “Mundarten im Sauerland”, das der Sauerländer Heimatbund in seine Trägerschaft genommen hat, unterstützt vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe, der Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial-Versicherungen sowie den beiden Kreisen Hochsauerland und Olpe.

Dieses Projekt “Mundarten im Sauerland” wird seit dem 1. Januar 2002 vom “Mundartarchiv Sauerland” fortgeführt, das seinen Sitz im historischen Baudenkmal Stertschultenhof Cobbenrode in der Gemeinde Eslohe hat. Durch seine verkehrsgünstige Lage an der Bundesstraße 55 ist das Anwesen, das sich in einem hervorragenden Zustand befindet, eine ideale Anlaufstelle für Freunde der niederdeutschen Sprache.

Das hier von Dr. Beckmann aufgebaute Archiv bewahrt und bearbeitet die inzwischen vorliegenden Interviews mit mehr als 267 Mundartsprechern aus 129 verschiedenen Herkunftsorten des Sauerlandes. Hinzu kommen weitere Publikationen und Wörterbücher, die die besondere Stellung des Niederdeutschen in dieser Region dokumentieren.

Dr. Beckmann hat Außerordentliches für die Mundartforschung im Sauerland geleistet. Dies alles hat er in seiner zurückhaltenden und bescheidenen Art getan, nie schreiend oder fordernd, nie seine Umgebung mit seinen Erkenntnissen belästigend. Es ist seine Haltung, die ihm den Zugang zu den Platt-Sprechern im Sauerland ermöglicht hat. Und damit auch den Erfolg des Sauerländer Mundartarchivs, das er – im größeren Rahmen der westfälischen Sprachforschung – realisiert hat.

2018 – Elisabeth Georges (Münster-Hiltrup)

2018 – Elisabeth Georges (Münster-Hiltrup)

2018 - Elisabeth Georges (Münster-Hiltrup)

 

Verleihung am 11.10.2018 auf Haus Nottbeck, Überreichung
durch Pater Ralf Klein SJ, Vors. des Stiftungskuratoriums.

Laudatio: Georg Bühren (Preisträger 1996 & 2014)

Den Rottendorf-Preis 2018 für besondere Verdienste um die niederdeutsche Sprache erhält Elisabeth Georges aus Münster-Hiltrup.
Geboren am 04. November 1942 in Münster, hat sie sich im Ehrenamt als Schauspielerin, Pädagogin, Rezitatorin, Hörspielsprecherin und Spartenleiterin am Theater Münster in außergewöhnlich hohem Maße um die Pflege und den Erhalt der niederdeutschen Sprache und Kultur verdient gemacht.

Seit mehr als 40 Jahren bekleidet Frau Georges als Schauspielerin die niederdeutschen Bühnen. Eine erhebliche Anzahl von Produktionen wurde seit 1985 vom Fernsehen des WDR aufgezeichnet und ausgestrahlt. Erwähnt werden müssen überdies viele Sonderauftritte in den Dörfern und Städten des nahen und ferneren Münsterlandes.

Als Pädagogin hat sie auch über ihre Pensionierung hinaus in Grundschulen Jahr für Jahr bis heute eine große Zahl interessierter Kinder, unter ihnen viele mit Migrationshintergrund, an die niederdeutsche Sprache mit ihrer besonderen Phonetik, Lexik und Grammatik herangeführt.

Als gefragte Rezitatorin erfreut sie beständig in Münster und im Münsterland bei Lesungen und Vorträgen.

Seit 2009 führt Frau Georges im Ehrenamt die Niederdeutsche Bühne als eine voll integrierte Teilsparte des Theaters.

Wegen ihres so außerordentlich hohen, stets ehrenamtlichen und so erfolgreichen Engagements im Dienste der niederdeutschen Sprache und Kultur hat der satzungsgemäß zuständige „Rottendorf-Ausschuss“ des Westfälischen Heimatbundes Frau Georges für den diesjährigen Rottendorfpreis vorgeschlagen.

Die Stiftung hat im April dieses Jahres diesem Vorschlag zugestimmt. Nach der letzten Aufführung des Stückes „Dat Geld ligg up de Bank!“ am 21. April wurde Elisabeth Georges unter dem Beifall des Publikums mit der Nachricht über die Verleihung des Preises freudig überrascht.

2016 – Peter Bürger, Eslohe (Sauerland)

2016 – Peter Bürger, Eslohe (Sauerland)

2016 - Peter Bürger, Eslohe (Sauerland)


Verleihung am 27.10.2016 auf Haus Nottbeck, Überreichung durch Pater Ralf Klein SJ, Vors.
Des Stiftungskuratoriums

Laudatio: Prof. Dr. Walter Gödden, Geschäftsführer der LWL,
Literaturkommission für Westfalen, Münster

Den Rottendorf-Preis 2016 für besondere Verdienste um die niederdeutsche Sprache erhält
Peter Bürger aus Eslohe (Sauerland).

Geboren 1961, studierte Bürger katholische Theologie in Bonn, Paderborn und Tübingen.
Der Diplom-Theologe ließ sich zum examinierten Krankenpfleger ausbilden und war seit 1988
in Düsseldorf in Krankenhäusern und in der psychosozialen Betreuung von HIV-Betroffenen und Drogenabhängigen tätig. Ab 2003 arbeitet er als freiberuflicher Publizist und wohnt in Düsseldorf.

Seine besondere Leidenschaft gilt der Pflege und Erforschung der niederdeutschen Sprache seiner sauerländischen Heimat. Er betreut das von ihm gegründete Christine-Koch-Mundartarchiv am Museum Eslohe.

Nach der Werkausgabe der Mundart-Lyrikerin Christine Koch folgten umfangreiche Sammlungen und Publikationen aus plattdeutscher Schreibkultur im kurkölnischen und märkischen Sauerland.
Zu dieser ehrenamtlich geleisteten Arbeit gehört auch die digitale Publikationsreihe „daunlots“ mit bereits über 70 Ausgaben. Zuletzt hat Bürger 2015 den ersten Band einer neuen Buchreihe „Sauerländische Mundart-Anthologie“ herausgebracht.

Dieser Ausschnitt aus seiner Arbeit macht deutlich, mit welcher Intensität Peter Bürger Texte in sauerländischer Mundart sammelt, erforscht, aufbereitet und herausgibt.

Nach den Preisträgern der letzten Jahre aus den westfälischen Regionen nördlich der Ruhr erhält jetzt ein Südwestfale, ein ambitionierter Sauerländer, den Rottendorf-Preis für Niederdeutsch 2016.

 

2014 – „pattu“ Jürgen Mönkediek, Peter Egger, Georg Bühren, Alexander Buske

2014 – „pattu“ Jürgen Mönkediek, Peter Egger, Georg Bühren, Alexander Buske

2014 - „pattu“ Jürgen Mönkediek, Peter Egger, Georg Bühren, Alexander Buske


Verleihung am 30. Oktober 2014 auf Haus Nottbeck, Überreichung durch Pater Ralf Klein SJ, Vors. des Stiftungskuratoriums
Laudatio: Prof. Dr. Götz Alsmann, Münster

Die Gesangs- und Instrumentalgruppe „pattu“ sind die vier Herren Jürgen Mönkediek (Ahaus), Peter Egger (Havixbeck), Georg Bühren (Münster) und Alexander Buske (Münster). Sie sind seit fünf Jahren mit über dreißig Konzerten in Dörfern und Städten von der Grenze zum Ruhrgebiet und zu den Niederlanden übers Westmünsterland und Emsland bis nach Niedersachsen zu sehen und zu hören und wurden so in einem beträchtlichen Teil des niederdeutschen Sprachraums bekannt und geschätzt. Neben altem niederdeutschem Liedgut entwickelt die Gruppe neue Lieder, die Themen unserer Zeit zum Inhalt haben, teils grotesk, teils melancholisch, teils heiter und humoristisch.

Auf musikalischem Weg will „pattu“ besonders den jüngeren Teil der Hörerschaft dafür gewinnen, sich ohne Scheu dem Niederdeutschen, dieser alten und gefährdeten Sprache, zu nähern und dabei nicht passiv zu bleiben.
„pattu“ leistet einen vortrefflichen Beitrag dazu, das Niederdeutsche zu erhalten, zu pflegen und zu fördern; Ziele, die Andreas Rottendorf seiner Stiftung zum Auftrag gab.

2012 – Dr. Timothy Sodmann, Südlohn

2012 – Dr. Timothy Sodmann, Südlohn

2012 - Dr. Timothy Sodmann, Südlohn


Verleihung am 25. Oktober 2012 auf Haus Nottbeck,
Überreichung durch Pater Ralf Klein SJ, Vors. des Stiftungskuratoriums
Laudationen: Dr. Markus Denkler, Münster und Harry Morshuis, Oldenzaal NL

Text der Verleihungsurkunde
In Würdigung seiner großen Verdienste um Erhalt, Pflege und Vermittlung der niederdeutschen Sprache und in Anerkennung seiner umfangreichen wissenschaftlichen Mundart- und Namenforschung für die niederdeutsche Sprachgemeinschaft, besonders im grenz übergreifenden Dialektgebiet Achterhoek – Westmünsterland verleiht die Rottendorf-Stiftung Herrn Dr. Timothy Sodmann den Rottendorf-Preis 2012 für den Erhalt und die Förderung der niederdeutschen Sprache.