Förderung kirchlicher und mildtätiger Zwecke
Förderung Pharmakologie und Pharmazie
Förderung Forschung und Pflege niederdeutsche Sprache
Förderung wissenschaftlicher Forschung
Andreas J. Rottendorf (1897-1971)
Andreas Josef Rottendorf (1897 – 1971)
„Ich bin ein Stockwestfale, Gott sei Dank!“
Von Franz-Josef Harbaum
Andreas J. Rottendorf, auf den die Selbstcharakterisierung im obigen Titel zurückgeht, wurde am 10. Oktober 1897 auf dem elterlichen Hof in der Bauerschaft Beesen in Ennigerloh geboren. Er war der einzige Sohn des Heinrich Stefan Schulze Rottendorf und seiner Ehefrau Josefa Antoinette, geb. Wilke. Zusammen mit seiner jüngeren Schwester erlebte er eine sorglose Kindheit auf dem Hof und in der umgebenden Natur. Seine Liebe zur Heimat und ihren Menschen fand immer wieder Ausdruck in seinen niederdeutschen und hochdeutschen Texten.
Rottendorf, der sich gern „Schulte Rottrup“ nannte, studierte in Münster, war dann Kaufmann in einer chemischen Fabrik in Bückeburg und gründete 1928 in Berlin einen chemisch-pharmazeutischen Betrieb. Der Aufstieg dieses Unternehmens wurde vernichtet durch Bomben im Zweiten Weltkrieg. 1949 begann Rottendorf in Ennigerloh von vorne mit dem Aufbau einer chemisch-pharmazeutischen Fabrik, die im Laufe der Jahre als „Rottendorf Pharma“ bekannt wurde. Der erfolgreiche Unternehmer Andreas J. Rottendorf gab seine Neigung nicht auf, in hoch- und niederdeutscher Sprache Gedanken, Erfahrungen und Erkenntnisse aufzuschreiben und in der „Glocke“ und in kleinen Schriften zu veröffentlichen, alle im eigenen Verlag, den er „contra torrentem“ (gegen den Strom) nannte.
Ulrich Kunz schreibt in den Westfälischen Heimatblättern Juli 2006: „Rottendorfs Menschenkenntnis und Lebensweisheit, sein sicherer Blick für die Sorgen und Probleme, Schwächen und Eigenarten seiner westfälischen Landsleute, die Treffsicherheit des Ausdrucks mit überraschenden Pointen und humoristischen Exkursen fanden bei seinen Leserinnen und Lesern großen Anklang, vor allem dann, wenn er sich der niederdeutschen Sprache bediente, deren Förderung ihm stets am Herzen lag.”
Andreas J. Rottendorf wurde am 2. Februar 1968 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Er starb mit 74 Jahren am 20. November 1971 und wurde in Ennigerloh beigesetzt.
Rose Rottendorf (1899 – 1981)
Rose Rottendorf (1899 – 1981)
Am 31. Oktober 1922 heiratete Andreas J. Rottendorf in Münster Rose Nierenberger, deren Eltern in Oberney bei Straßburg lebten. Der Kinderwunsch von Rose und Andreas J. Rottendorf blieb leider unerfüllt. Rose Rottendorf leitete im Betrieb ihres Ehemannes die Buchhaltung. Mit Kriegsbeginn 1939 wurde Andreas J. Rottendorf (wieder) Soldat. Rose Rottendorf übernahm daraufhin faktisch die Geschäftsleitung des Betriebs mit damals 50 Mitarbeitern. Ihr Wirken war sehr erfolgreich; die Auftragslage war angesichts des kriegsbedingten Mehrbedarfs an Medikamenten sehr gut und die Produktionskapazitäten ausgelastet. Rose Rottendorf leitete den Betrieb bis zum Kriegsende 1945. Als nach dem Krieg der pharmazeutische Betrieb nach Ennigerloh umzog und die Eheleute Rottendorf nach Ennigerloh übersiedelten, hielt Rose Rottendorf ihren Hauptwohnsitz in Berlin aufrecht. Dieser diente auch als Sitz des Verlags „Contra torrentem“, in dem Andreas J. Rottendorf Gedichte und andere Schriften veröffentlichte. Das Unternehmen wurde nach dem Tod von Andreas J. Rottendorf im Jahre 1971 zunächst von Rose Rottendorf weitergeführt und dann von ihr dem testamentarischen Wunsch Ihres Ehemannes entsprechend 1975 auf die Rottendorf-Stiftung übertragen. Rose Rottendorf verstarb am 29. Januar 1981 in Ennigerloh.
Quelle: Vorwort zum Findbuch „Andreas Josef Rottendorf“, Kreisarchiv Warendorf“