2020 - Dr. Werner Beckmann (Bochum-Riemke)
Dr. Werner Beckmann ist nach Dr. Siegfried Kessemeier (1969) und Peter Bürger (2016) der dritte Sauerländer, der den Rottendorf-Preis erhält. In seiner Laudatio skizzierte und würdigte Elmar Reuter, Vorsitzender des Sauerländer Heimatbundes, das Leben und Wirken des Rottendorf-Preisträgers 2020.
Geboren wurde Beckmann allerdings 1951 in Bochum-Riemke. Mit seiner Mutter, die ihn und seine Schwester allein erziehen musste, weil sie früh ihren Vater verloren hatten, konnte er Platt sprechen, und so entwickelte sich in seiner Jugend eine Vorliebe für diese Sprache. 1971 wurde er Mitglied der Gesellschaft für Niederdeutsche Sprachforschung. Beckmann verließ das Abendgymnasium 1981 mit dem Abitur und studierte Indogermanistik, Latein, Theologie und Altgermanistik an der Universität Bochum. Dem Magister Artium im Jahr 1989 folgte 1997 die Promotion.
Inzwischen hat ihn die niederdeutsche Sprache nicht mehr losgelassen. Sein Engagement in verschiedenen niederdeutschen Projekten führte unseren Preisträger im Sommer 1999 nach Olpe im Sauerland. Dort engagiert er sich von Berufs wegen und in Zusammenarbeit mit vielen ehrenamtlichen Organisationen für das Projekt “Mundarten im Sauerland”, das der Sauerländer Heimatbund in seine Trägerschaft genommen hat, unterstützt vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe, der Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial-Versicherungen sowie den beiden Kreisen Hochsauerland und Olpe.
Dieses Projekt “Mundarten im Sauerland” wird seit dem 1. Januar 2002 vom “Mundartarchiv Sauerland” fortgeführt, das seinen Sitz im historischen Baudenkmal Stertschultenhof Cobbenrode in der Gemeinde Eslohe hat. Durch seine verkehrsgünstige Lage an der Bundesstraße 55 ist das Anwesen, das sich in einem hervorragenden Zustand befindet, eine ideale Anlaufstelle für Freunde der niederdeutschen Sprache.
Das hier von Dr. Beckmann aufgebaute Archiv bewahrt und bearbeitet die inzwischen vorliegenden Interviews mit mehr als 267 Mundartsprechern aus 129 verschiedenen Herkunftsorten des Sauerlandes. Hinzu kommen weitere Publikationen und Wörterbücher, die die besondere Stellung des Niederdeutschen in dieser Region dokumentieren.
Dr. Beckmann hat Außerordentliches für die Mundartforschung im Sauerland geleistet. Dies alles hat er in seiner zurückhaltenden und bescheidenen Art getan, nie schreiend oder fordernd, nie seine Umgebung mit seinen Erkenntnissen belästigend. Es ist seine Haltung, die ihm den Zugang zu den Platt-Sprechern im Sauerland ermöglicht hat. Und damit auch den Erfolg des Sauerländer Mundartarchivs, das er – im größeren Rahmen der westfälischen Sprachforschung – realisiert hat.